Neue Zielstruktur für den organisierten Sport in Deutschland
Die 190 Delegierten, die 509 Stimmen auf sich vereinigten, beschlossen auf der 22. Mitgliederversammlung am Samstag, 6. Dezember, im Kap Europa in Frankfurt am Main einstimmig den nächsten Schritt in der strategischen Weiterentwicklung des organisierten Sports. Dieser war notwendig geworden, weil im Zuge der Überprüfung und Reflexion der Strategie 2028 erkannt wurde, dass es an klaren, messbaren Zielen fehlte, um die tatsächliche Wirksamkeit des DOSB und seiner Mitgliedsorganisationen transparent zu erfassen. Die neue Zielstruktur greift diese Lücke auf und schafft mit sechs kompakten, quantifizierten Zielen eine Grundlage für evidenzbasierte Steuerung und nachvollziehbare Fortschrittsmessung. Zugleich bleibt das Leitbild des DOSB unverändert bestehen.
DOSB beschließt weiteren Weg zur Olympiabewerbung
Der Weg bis zur Auswahl des Kandidaten für die deutsche Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele am 26. September 2026 in Baden-Baden ist geebnet. Das beschloss die 22. Mitgliederversammlung des DOSB im Kap Europa in Frankfurt am Main, bei der 190 Delegierte 509 Stimmen auf sich vereinigten, am Samstag, 6. Dezember, mit 99,79 Prozent. Michael Mronz (58), IOC-Mitglied und DOSB-Präsidiumsmitglied, betonte: „Wir sind mit dem Sport wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Wir haben die Chance, durch Olympia das Stimmungsbild in unserem Land zu verbessern. Der Sport ist eine der wichtigsten Achsen der Gesellschaft. Diese Geschlossenheit von Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die wir in den vergangenen Monaten erreicht haben, ist die Basis des Erfolgs, national wie international.“
„Deutschland hat wieder Lust auf Olympia“
Manchmal hat man Glück und trifft genau die richtige Personalentscheidung. Vincent Kompany ist offenbar so eine, der Trainer von Bayern München. Oder Alex Mumbru, der Basketball-Bundestrainer. Oder Leonie Wagner, die Kanu-Polo-Bundestrainerin.
Der eine wurde Deutscher Meister und führt sein Team von Sieg zu Sieg. Der andere gar Europameister, auch weil er ein starkes Team um sich hatte, dass die Mannschaft auch ohne ihren schwer erkrankten Headcoach erfolgreich war.
Und Leonie Wagner führte die Frauen als Spielertrainerin zu einem souveränen World Games Sieg. Und dann gibt es die, die keine gefeierten Siege einfahren und keine Meisterschaften holen und dennoch sind sie Gold wert. Ich rede, Ihr ahnt es sicher schon, von niemand geringerem als von…Volker Bouffier. Herzlich Willkommen.
Gegen Ende 2024 befand sich der DOSB in einer angespannten Lage. Die Ampel-Regierung war gescheitert, auch für uns zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schließlich hatten wir ambitionierte Pläne - nicht zuletzt, was die Olympischen und Paralympischen Spiele angeht. Zudem hatten wir uns von unserem Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester getrennt, der das Oberbürgermeister-Amt von Köln anstrebte. Und dann im September dieses Jahres zum OB von Köln gewählt worden ist. Herzlichen Glückwunsch, lieber Torsten, zu diesem Erfolg und alles Gute für diese neue Aufgabe.
In dieser besonderen Lage ist der Vorstand in die Presche gesprungen und hat den Laden am Laufen gehalten. Dafür gebührt Euch und Euren Teams, liebe Michaela, lieber Thomas, lieber Olaf und lieber Leon, unser herzlicher Dank. Euch zur Seite stand - wie schon erwähnt - Volker Bouffier. Einer, der Lust am Gestalten und am Sport hat. Und der dazu beigetragen hat, dass wir heute anders da stehen, als zur gleichen Zeit im letzten Jahr.
Und dann ist da auch noch Otto Fricke. Unser neuer Vorstandsvorsitzender im DOSB. Der mich schon in den ersten drei Monaten mit seiner Energie und positiven Art beeindruckt hat. Lieber Otto, ich finde, wir haben mit Dir einen guten Fang gemacht.
Drei Dinge, vor allem, haben wir in diesem Jahr gemeinsam erreicht:
Erstens: Wir haben erstmals in der Geschichte unseres Landes eine Sport-Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Dr. Christiane Schenderlein.
Zweitens: Wir sind 29,3 Millionen! So viele Menschen wie noch nie sind Mitglied in einem deutschen Sportverein!
Und drittens und das mit Abstand stärkste Signal: Wir haben durch das erfolgreiche Bürgervotum in München zu einer Bewerbung um Olympische und paralympische Spiele viele vor Ort, uns selbst auch ein wenig und international sowieso – positiv überrascht!
„Der Erfolg hat immer viele Väter“ haben Sie, lieber Volker Bouffier, selbst gerne betont. Ich würde „und Mütter“ ergänzen. Lieber Volker Bouffier, dass wir Ihnen schon 2023 die Ehrenmedaille des DOSB verliehen haben, war damit also auch im Nachhinein goldrichtig! Einer Ihrer vielen Sätze, die bei mir nachhallen, ist Folgender: „Gemeinsamkeit schaffen und eine große Idee skizzieren.“ Volker, Sie haben ein „und“ zwischen „Gemeinsamkeit“ und „Idee“ gestellt. Aber ich finde: „Gemeinsamkeit schaffen“, das allein ist schon eine große Idee. Und dieser möchte ich mich heute besonders widmen.
Gemeinsamkeit schaffen, um das vorneweg zu sagen, bedeutet für mich nicht Friede, Freude, Eierkuchen.
Unter Menschen ist es nun mal so: Je mehr Menschen zusammenkommen, desto eher kommt es zu Uneinigkeiten. Schon Familien sind nicht frei davon. Erst recht nicht Vereine.
Und wie sollte es da einem Verband mit 102 Mitgliedsorganisationen und mehr als 29 Millionen Mitgliedschaften gehen? Ist doch klar, dass da unterschiedliche Meinungen und Ideen aufeinander prallen. Und die will ich, die wollen wir auch nicht wegdrücken. Was wir aber wollen: im Geiste einer Gemeinschaft mit unterschiedlichen Meinungen demokratisch umgehen. Vertrauensvoll und fair. Lösungsorientiert und so, dass wir uns jederzeit in die Augen schauen können. So wie wir es alle von Sportlerinnen und Sportlern erwarten.
Ist doch so, oder? Auch 2025 haben wir wieder gesehen, dass das nicht immer einfach ist. Es gab an mancher Stelle Unruhe und das Wort „Verbandsautonomie“ wurde viel oder besser überstrapaziert.
Keine Sorge, es kommt jetzt keine Rechtfertigungsarie. Denn das würde gerade keine Gemeinsamkeit schaffen.
Aber ich möchte doch klarstellen, was ich, was der DOSB unter Verbandsautonomie versteht: jede unserer Mitgliedsorganisationen ist eigenständig und verantwortlich für die eigenen Verbandsgeschäfte. Dafür, dass diese innerhalb des rechtlichen Rahmens ausgeführt werden. Dafür, dass Athletinnen und Athleten ihrem Sport nachgehen können, sich sicher fühlen, und sich keine Sorgen machen müssen, ob sie noch zum nächsten Wettkampf reisen können. Wir alle erwarten, dass genau dafür gesorgt wird! Und wir, der DOSB, bieten euch dafür Unterstützung an, Orientierung, Hilfestellungen. Wir lassen euch nicht alleine, aber ihr müsst diese Angebote auch nutzen! Wir können und wollen nicht einfach so durchgreifen. Es gab Zeiten in Deutschland, in denen das so war, aber dahin will doch hier in diesem Saal keiner zurück.
So funktioniert Gemeinsamkeit eben nicht!
Zugleich müssen wir alle mit diesen Freiheiten verantwortungsvoll umgehen, und immer das Wohl derer im Blick haben, die uns anvertraut sind: das der Athletinnen und Athleten. Denn Gemeinsamkeit schaffen, bedeutet eben auch, in einer Gemeinschaft nicht alle einfach machen zu lassen. Sondern stets das große Ganze im Auge zu behalten.
Wie sieht es mit der Gemeinsamkeit bezüglich unseres riesig großen Themas aus? Olympische und Paralympische Spiele.
Was sich leicht festhalten lässt: Wir alle hier stehen hinter Olympia in Deutschland. Ausnahmslos. Einig und stark. Jetzt gibt es manche, die kritisieren, dass Bayern vorgeprescht sei. Aber Gemeinsamkeit schaffen, heißt nicht Gleichheit, heißt nicht, dass man nicht vorangehen darf, wenn es im Interesse aller ist. Die Bayern und die Münchener haben ihr Herz in die Hand genommen und ruckzuck mit dem Bürgerentscheid losgelegt. Und zwar überaus erfolgreich. Mit einer beeindruckenden Wahlbeteiligung und einem überragenden Ergebnis.
Herzlichen Glückwunsch, lieber Jörg Ammon, lieber Dieter Reiter, lieber Markus Söder.
Ich finde, wir alle haben etwas davon. Weil wir jetzt wissen, dass es in unserem Land reale Mehrheiten für Olympische und Paralympische Spiele gibt. Diese 66,4 % sind nach den Erfahrungen der Vergangenheit und der allgemeinen Verzagtheit der Gesellschaft geradezu ein Befreiungsschlag. Und die Welt um uns herum hat es aufmerksam registriert.
Deutschland, das lässt sich jetzt schon sagen, hat wieder Lust auf Olympia. Das wird sich, so glaube ich, auch bei den Volksentscheiden in Hamburg und in der Rhein-Ruhr-Region beweisen. Und ich bin mir sicher, Berlin wird auch ohne Volksentscheid ein beeindruckendes Statement für Olympia abgeben. Aus vier sehr starken Bewerbungen wird am Ende die stärkste als Sieger hervorgehen. Und wer das schafft, hat auch international gute Chancen, die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland zu holen. Nicht nur für sich. Sondern für ganz Deutschland.
So geht Gemeinschaft!
Jetzt gibt es Einige, die beklagen, wie lange der demokratische Prozess dauert. Wie der genaue Weg bis zu dieser Entscheidung aussehen soll, wird später sicher noch beschlossen.
Dabei geht es um Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Und am Ende geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, hinter der wir alle uns versammeln können, hinter der sich das ganze Land versammeln kann. Gemeinschaftlich. Wie weit wir dabei schon sind, zeigt auch das Beispiel unserer nationalen Kampagne „Dafür sein ist alles“, die wir im September gestartet haben. Alle sind eingeladen, den Weg zu Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland mitzugestalten.
Für diesen Weg haben wir Stand heute schon mehr als 30 deutsche Unternehmen gewinnen können. Sie alle stellen sich gemeinsam hinter dieses Ziel. Das ist beispiellos.
So sieht Gemeinsamkeit aus.
Wir sind gerade dabei, Sport und Wirtschaft so eng zu verknüpfen wie nie. Bei der Olympiabewerbung gilt das ausdrücklich auch für die Politik. Am Donnerstag hat der Bundeskanzler gemeinsam mit den beteiligten Ministerpräsidenten und mir als Präsident des DOSB mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding ein deutliches Zeichen für die Spiele gesetzt. Auch international sind wir gemeinsam unterwegs.
Diese Bewerbung ist die gemeinschaftliche Bewegung, die Deutschland jetzt braucht!
Wie großartig wäre es, wenn wir von dieser Gemeinsamkeit auch bei den anderen Themen des Sports und ihrer gesellschaftlichen Strahlkraft sprechen könnten? Um das zu erreichen haben wir uns vor der Bundestagswahl für das Amt einer Sport-Staatsministerin ausgesprochen. Nicht, weil wir mit Nancy Faeser als damals zuständige Innenministerin unglücklich gewesen wären. Aber so ein Amt frisst natürlich unglaublich Energie und man hat als Innenministerin auch noch anderes zu tun, als sich primär um den Sport zu kümmern.
Sie, liebe Frau Dr. Schenderlein, wollen nun mit ungeteilter Kraft etwas für den Sport bewegen. Das begrüßen wir nicht nur, das haben wir und werden wir tatkräftig unterstützen.
Aber bitte tun sie es MIT dem Sport und nicht ohne ihn und bitte nie gegen ihn. Wir sind die größte Bürgerbewegung des Landes:
29 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Vereinen! Wir sorgen für Bewegung, Gesundheit, und Gemeinschaft.
Wir sind mehr als 8 Millionen Ehrenamtliche.
Wir sind ein Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft.
Unsere Athletinnen und Athleten sind echte Vorbilder und Inspiration.
Deshalb mein Appell an Sie und die Bundesregierung: nutzen Sie gemeinsam mit uns die Kraft des Sports! Denn nur gemeinsam können wir die großen Herausforderungen, die anstehen, meistern! Es ist zwar gut, dass Ernst gemacht wird mit einem Sportfördergesetz, das wir schon länger fordern. Einem Gesetz, das den Spitzensport in Deutschland wieder an die Weltspitze führen soll.
Allerdings drängt sich der Eindruck auf, die Regierung wolle bei dieser Problematik durchregieren können. Bei der geplanten Gründung der Spitzensport-Agentur scheint sich die Exekutive eine deutliche Stimmenmehrheit gegenüber dem Sport sichern zu wollen, das Bundeskanzleramt gar einen Zustimmungsvorbehalt bei allen wesentlichen Entscheidungen, was nichts anderes ist als ein Veto Recht. Das bedeutet: ausgerechnet diejenigen, die am meisten vom Sport verstehen, haben, wenn es drauf ankommt, nichts zu entscheiden.
So sieht Gemeinsamkeit NICHT aus.
Und deswegen lehnen wir den Referentenentwurf in seiner vorgelegten Form ab. Auch, weil der in einer Vorversion vorhandene Verweis auf die Autonomie des Sports ausdrücklich gestrichen worden ist. Da hilft auch kein Verweis auf die Verfassung. Die Autonomie des Sports ist nicht verhandelbar und ich möchte die neue IOC-Präsidentin zitieren: "Autonomy of Sport means taking responsibility and freedom from political interference".
„Die Autonomie des Sports bedeutet Verantwortung zu übernehmen und frei von politischer Einflussnahme zu sein“.
Den deutschen Spitzensport auch im olympischen Sommersport wieder an die Weltspitze zu führen ist doch eine klar definierte Aufgabe. Uns ist bewusst, dass mit Steuergeldern sorgsam umgegangen werden muss. Als DOSB sind wir bereit die Unabhängigkeit einer sportfachlich geführten Agentur zu akzeptieren und aktuelle Kompetenzen abzugeben.
Aber natürlich erwarten wir dasselbe von der Sportabteilung im Bundeskanzleramt, um wirklich auf Augenhöhe agieren zu können. Ohne dabei die gemeinsame Steuerung der Agentur im besten Sinne von checks and balances aufzugeben.
Ambitionierte Ziele setzen wir uns auch über den Leistungssport hinaus: Wie es sich für uns vom DOSB gehört, fühlen wir uns dem Allgemeinwohl verpflichtet. Wir wollen dazu beitragen, das Leben für alle besser zu machen.
Und deshalb besteht eines unserer Ziele darin, dass sich Kinder und Jugendliche im Schnitt mindestens 90 Minuten pro Tag bewegen, Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche.
Stellen Sie sich vor, wie sich das auf die Lebensqualität auswirkt. Es bedeutet: fitter, gesünder, sich einfach wohler in seiner Haut zu fühlen.
Und keine Angst, wir werden unsere Kinder nicht tracken und natürlich werden wir niemanden zwingen. Aber wir wollen ein Umfeld schaffen, das dazu einlädt, sich zu bewegen. Dabei wird auch die Deutsche Sportjugend eine wichtige Rolle spielen, die im Übrigen in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Wir wollen außerdem erreichen, dass niemand länger als 15 Minuten vom Wohnort zu einem modernen Sportangebot braucht.
Ambitioniert? Ja. Machbar? Ja.
Jedenfalls dann, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Wenn wir alle es wollen. Wenn wir es alle ernsthaft versuchen. Gemeinschaftlich. Dabei helfen die mittlerweile für die kommenden Jahre beschlossenen 666 Millionen Euro des Bundes zur Sportstättenförderung. Und die weiteren 250 Millionen für Schwimmbäder. Vielen Dank, Frau Ministerin, vielen Dank, liebe Abgeordnete im deutschen Bundestag.
Aber auch da mein Appell: nutzen Sie die Expertise im Sport bei der Umsetzung des Programms, damit das Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird: bei den Sportvereinen.
Ein erklärtes Ziel aber steht über allem. Und das ist das Ziel: „Sport für alle – sicher, willkommen und gesünder“.
Denn Sport lebt von Gemeinschaft. Und zu dieser Gemeinschaft gehören alle. Jede und jeder Einzelne. Und deshalb werden wir immer alles dafür tun, dass sich beim Sport alle aufgehoben fühlen.
So geht Gemeinschaft!
Unsere Aufgabe als DOSB ist: Alle mit dem gleichen Wohlwollen im Blick zu haben. Angefangen bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, über alle Kinder und Jugendliche, egal wo sie herkommen, all die unersetzlichen Ehrenamtlichen, die fantastischen Trainerinnen und Trainer, die nervenstarken Schiedsrichter, die Breitensportler, die Spitzensportler und sogar, wenn ich das sagen darf, wir Delegierte und Funktionäre.
Wir alle wollen ein erfülltes Leben. Wir alle streben nach Glück. Und dafür sollten wir uns gemeinschaftlich und sportlich fair die Hand reichen. Dazu strecke ich meine aus.
Vielen Dank.
+++ Es gilt das gesprochene Wort +++
DOSB fordert Zukunftspakt Ehrenamt für den Sport
Aktuelle Zahlen aus Deutschem Freiwilligensurvey, Engagementbericht und Sportentwicklungsbericht zeichnen ein klares Bild: Der Sport bleibt das größte Engagementfeld in Deutschland. Rund neun Millionen Menschen engagieren sich in Sportvereinen. Das sind mehr als in jedem anderen Bereich der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig ist die gesamtgesellschaftliche Engagementquote von 39,7 Prozent (2019) auf 36,7 Prozent (2024) gesunken. Auch im Sport nimmt der Anteil leicht ab, obwohl die Zahl der Mitgliedschaften erneut einen Rekordwert von 29,3 Millionen erreicht.
Besorgniserregend: 17,5 Prozent der Sportvereine sehen sich durch Engpasssituationen bei Trainer*innen, Übungsleiter*innen und Vorständ*innen in ihrer Existenz bedroht. Ihre Aufgaben werden komplexer, der zeitliche Aufwand steigt und immer mehr freiwillig Engagierte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit bürokratischen Anforderungen statt mit sportlicher Arbeit.
Gleichzeitig zeigt der Freiwilligensurvey: Die Bereitschaft, sich künftig zu engagieren, ist hoch. Insbesondere bei jungen Menschen und bei Personen, die bislang noch keinen Zugang zu Engagementstrukturen hatten. Doch Zugangshürden, soziale Unterschiede und fehlende Zeit verhindern häufig den Einstieg.
Was gut war, wo wir besser werden können - und auf was ich mich freue
Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,
bevor ich euch auf meine kleine, persönliche Reise durch das Sportjahr 2025 mitnehme, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Stephan Brause um Verzeihung zu bitten. Ich glaube, ich habe den Leiter unseres Ressorts Olympiabewerbung am 26. Oktober an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben. Es war der Abend des Referendums in München, und ich war so aufgeregt und nervös, dass ich Stephan immer wieder Nachrichten geschickt habe, um den aktuellen Stand der Auszählung zu erfragen. Als um 18.45 Uhr immer noch kein Ergebnis vorlag, habe ich ihn angerufen und gefragt, was nun Sache ist. Wenig später konnte er mir die frohe Kunde von überragenden 66,4 Prozent Zustimmung überbringen. Mein Abend war gerettet!
Was aber viel wichtiger war als meine persönliche Gefühlslage an diesem historischen Abend: Deutschland hat endlich wieder einen Kandidaten, um ins internationale Rennen um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele einzutreten! Dass in München erstmals in der weltweiten Sportgeschichte ein Bürgerentscheid über Sommerspiele gewonnen wurde, ist ein sehr wichtiger Schritt für unser Land. Und wenn alles gut läuft, gehen diesen Schritt im kommenden Jahr auch die drei weiteren Bewerber aus Berlin, Hamburg und Rhein-Ruhr. Aber dazu später mehr, zunächst gilt es zurückzuschauen.
Vor einem Jahr standen wir vor großen Herausforderungen
Um einordnen zu können, was der organisierte Sport in Deutschland in diesem Jahr erreicht hat, ist es notwendig, den Blick ins vergangene Jahr zu richten. Vor der Mitgliederversammlung im Dezember 2024 stand der DOSB ohne Vorstandsvorsitzenden da - und gleichzeitig vor der Herausforderung, mit einer neu zu wählenden Bundesregierung den mit der gescheiterten Ampelkoalition fast schon abgeschlossenen Prozess der Implementierung eines Sportfördergesetzes neu aufzulegen und auch die uns wichtigen Themen im Koalitionsvertrag unterzubringen. Den Prozess zur Olympiabewerbung haben wir in Richtung eines „One-Village-Konzeptes“ modifiziert, um international größere Erfolgschancen zu haben. Und mit der Einführung eines Safe Sport Codes betraten wir als erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland Neuland, dessen Erschließung Ungewissheiten beinhaltete.
Wenn ich heute, rund ein Jahr später, auf das schaue, was sich aus diesen Herausforderungen entwickelt hat, glaube ich guten Gewissens sagen zu können, dass 2025 ein gutes Jahr für den Sport in Deutschland war. Münchens Erfolg habe ich bereits erwähnt; wir freuen uns aber auch darüber, dass wir einen Prozess initiiert haben, den alle vier Bewerberregionen als transparent und fair empfinden. An diesem Samstag stimmt die Mitgliederversammlung über den weiteren Weg zur Findung des nationalen Kandidaten ab. Die Unterstützung für die Bewerbung ist vollumfänglich vorhanden, am Donnerstag dieser Woche haben die Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzler Friedrich Merz, die vier Bewerberregionen und der DOSB eine politische Vereinbarung zur Olympiabewerbung unterzeichnet, das sogenannte „Memorandum of Understanding“. 34 namhafte Unternehmen haben sich in einer Wirtschaftsinitiative zusammengeschlossen, um ihrerseits die Bewerbung zu fördern. Und wir sind Ende November mit dem Internationalen Olympischen Komitee in den Continuous Dialogue eingetreten, was uns zum offiziellen Interessenten für die Ausrichtung macht. Unser Ziel, eine Bewerbung zu gestalten, die dem gesamten Land dient, können wir durch diese Geschlossenheit untermauern, und das freut mich ganz besonders.
Großer Dank an unsere Vorstände
Diese Unterstützung war eine unserer drei Kernforderungen an die Bundespolitik, die wir vor der Bundestagswahl im Februar formuliert hatten. Dass es auch die anderen beiden in den Koalitionsvertrag geschafft haben, verdanken wir in erster Linie der beharrlichen Arbeit unserer Gremien und Ressorts. Zu einem nicht unwesentlichen Teil aber auch Volker Bouffier, der in den ersten sieben Monaten dieses Jahres als Vorstand mit besonderen Aufgaben die Vakanz auf dem Vorstandsvorsitz nicht nur tilgen, sondern dank seines persönlichen Netzwerks auch Impulse geben konnte, die tief in die Politik hinein gewirkt haben. Meine beiden ganz persönlichen Höhepunkte des Sportjahres 2025 sind deshalb die Gewissheit, dass die Personalie Bouffier die erhoffte Wirkung erzeugt hat, und der Fakt, dass Otto Fricke sich als neuer Vorstandsvorsitzender von September an sehr gut in das manchmal komplizierte Gebilde DOSB eingefügt hat. Dass beides möglich war, liegt in besonderem Maße in der unermüdlichen Arbeit unserer Vorstände Michaela Röhrbein, Thomas Arnold, Leon Ries und Olaf Tabor begründet, die insbesondere in der Zeit ohne Vorstandsvorsitzenden Großartiges geleistet haben.
Ich weiß, dass unsere Kritikerinnen und Kritiker diese Bilanz dadurch verwässert sehen könnten, dass die Sportmilliarde, die wir pro Jahr gefordert hatten, aktuell noch nicht in jedem Jahr fließen soll. Und dass die Beziehung zur neuen Staatsministerin für Sport und Ehrenamt - ein Amt, das unsere dritte Forderung war - dadurch gelitten hat, dass der Referentenentwurf zum Sportfördergesetz veröffentlicht wurde, ohne dass er mit dem DOSB vorabgestimmt worden ist. Das mag man so sehen, ich sehe es anders. Manche Dinge brauchen eben Zeit, um sie komplett durchzusetzen, und gegenseitiges Vertrauen, das wachsen muss. Und manche sind schlicht Machtspiele, die in der Politik regelmäßig vorkommen.
Weder ich noch meine Kolleginnen und Kollegen in Vorstand und Präsidium verschließen die Augen davor, dass wir als DOSB unsere Außendarstellung und unsere Vertrauenswürdigkeit noch optimieren können. An manchen Stellen dürfen wir uns noch offensiver einbringen, an anderen müssen wir deutlicher auf unsere Expertise und unsere Verantwortung pochen. Aber grundsätzlich bin ich überzeugt davon, dass wir im Jahr 2025 sowohl im Binnen- als auch im Außenverhältnis wichtige Schritte in die richtige Richtung gegangen sind, um möglicherweise verloren gegangenes Vertrauen in unsere Kompetenzen zurückzugewinnen. Daran, auf diesem Weg alle mitzunehmen und die ungemein vielfältigen Themenbereiche, die unsere Arbeit im DOSB umfasst, auszugestalten und stetig weiterzuentwickeln, arbeitet unsere gesamte Belegschaft jeden Tag mit großer Leidenschaft und Energie. Dafür möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen.
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Spielen in Deutschland
Dem US-amerikanischen Automobilpionier Henry Ford wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Zusammenkommen ist ein Anfang; zusammenbleiben ist ein Fortschritt; zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“ Am Donnerstagnachmittag haben Vertreter*innen aus Bundes- und Landespolitik sowie dem organisierten Sport ihre Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer erfolgreichen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele in Deutschland auf ein neues Fundament gehoben. In der Kanzlergalerie des Bundeskanzleramtes in Berlin setzte Friedrich Merz (CDU) als letzter von sieben Zeichnenden seinen Namenszug unter eine politische Vereinbarung zur deutschen Bewerbung.
Mit diesem erneuerten „Memorandum of Understanding“, das im Sommer vergangenen Jahres bereits von der Vorgängerregierung gezeichnet worden war, bekräftigen die Partner sowohl das gemeinschaftliche Handeln für eine deutsche Bewerbung als auch den Bewerbungsprozess des DOSB. Bereits am 19. November hatte das Bundeskabinett dieser Unterzeichnung zugestimmt. Am Freitag vergangener Woche hatte der DOSB beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne die Aufnahme des Continuous Dialogue beantragt und gilt damit offiziell als Interessent für die Ausrichtung der Spiele. Der DOSB strebt eine Ausrichtung im Zeitraum 2036 bis 2044 an. Das sind die nächsten zu vergebenden Editionen für Spiele im Sommer.
„Olympische und Paralympische Spiele sind mehr als ein Fest des Spitzensports. Mit der Bewerbung präsentieren wir uns als eine leistungsfähige, innovative Nation. Wir investieren mit ihr in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Unseren Olympiasiegerinnen und -siegern von morgen wollen wir ein Heimspiel ermöglichen. Die gesamte Bundesregierung - mich eingeschlossen - unterstützt die Bewerbung des deutschen Sports voll und ganz. Wir wollen die Spiele endlich wieder in Deutschland feiern“, sagte Bundeskanzler Merz. Dr. Christiane Schenderlein (CDU), Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, ergänzte: „Die politische Vereinbarung zeigt unsere Entschlossenheit für die deutsche Bewerbung und die Geschlossenheit von Sport und Politik. Sie eint uns im weiteren Bewerbungsprozess. Wir sind zuversichtlich, dass der DOSB im nächsten Jahr mit seinem Auswahlverfahren den besten nationalen Kandidaten findet und wir dann international überzeugen.“ Über den weiteren Weg der Kandidatenfindung stimmt an diesem Samstag in Frankfurt am Main die DOSB-Mitgliederversammlung ab.
Hier soll der Deutsche Sport in zehn Jahren stehen
Sechs Ziele bis 2035. Mehr sollen es nicht sein, um den Fokus auf das Wesentliche zu halten. Die neuen DOSB-Ziele 2035 sollen Handlungsklarheit liefern, Fortschritte messbachbar machen und allen Verantwortlichen im Sport als Leitbild dienen, damit der Sport mit gemeinsamer Kraft und Anstrengung den Weg in eine positive Zukunft beschreiten kann.
Gleichzeitig stellen diese Ziele bzw. ihre Erfüllung für uns auch die gesellschaftliche Legitimation des DOSB als zentrale Stimme des Sports in Deutschland dar. Sie sind das, wofür wir stehen wollen und woran wir uns messen lassen.
Auf unserer Mitgliederversammlung am Samstag, 6. Dezember, sollen diese sechs Ziele offiziell verabschiedet und beschlossen werden.
Diversity Digital setzt starken Impuls für Vielfalt im Sport
Zum Auftakt setzte Verena Bentele (Vizepräsidentin des DOSB) ein klares Statement dafür, dass Diversität und Teilhabe im Sport kein „Nice to have“, sondern ein zentrales Entscheider*innen-Thema sind: „Wir sprechen viel über Diversität, Transparenz und die Werte des Sports. Für mich ist der Sport von Natur aus auf Vielfalt ausgelegt: Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Biografien und Fähigkeiten kommen hier zusammen“, so Bentele zur Eröffnung. Sie betonte weiter: „Der Sport hat unzählige Menschen, die sich engagieren, Freude am Sport haben und teilhaben möchten. Wenn wir Angebote schaffen, die Menschen zusammenbringen, eröffnen wir Erfahrungsräume, die weit über politische Debatten hinausgehen. Der Sport kann ein Lernort sein – mit Vorbildern, Perspektiven und gemeinsamen Erfahrungen. Damit bietet er Politik und Gesellschaft einen großen Mehrwert.“
Barrieren, Verantwortung und strukturelle Herausforderungen
Im Anschluss sprach Steffi Jones (Fußball-Weltmeisterin 2003) in einem starken Impulsvortrag und im Dialog mit Verena Bentele über Barrieren, Privilegien und Verantwortung im Kontext von Vielfalt. „Wenn wir über Vielfalt sprechen, sprechen wir über Chancen und Sichtbarkeit. Aber Vielfalt ist nicht nur ein Geschenk, sie bedeutet auch Arbeit. Sie bedeutet Verletzlichkeit, Barrieren – manche sichtbar, manche unsichtbar – und manchmal auch Worte, die triggern können.“ Der darauffolgende Austausch mit Führungskräften aus Sport und Wirtschaft bot schließlich konkrete Einblicke, wie Diversität in Leitungsgremien und Organisationen gelingen kann – und welche strukturellen Herausforderungen dabei weiterhin bestehen.
Praxisimpulse aus Workshops und Mitgliedsorganisationen
Vorständin Sportentwicklung Michaela Röhrbein freute sich über das rege Interesse an Diversity Digital – mit ca. 170 Teilnehmenden und engagierter Beteiligung. Weil Sie bereits das nächste Highlight, die DOSB-Mitgliederversammlung am Wochenende, vorbereitet, begrüßte Sie zum Themenschwerpunkt Ehrenamt und Praxis am Nachmittag. Bei „Diversity Digital“ wurden in mehreren parallelen Workshops zentrale Themen wie Antirassismus, Chancengerechtigkeit, soziale Herkunft, Inklusion, Barrierefreiheit und Organisationsentwicklung bearbeitet. Abgerundet wurde das Programm durch sportliche Impulse – etwa „Yoga ohne Matte“ oder entspannte Bewegungseinheiten – sowie durch Erfahrungsberichte aus Mitgliedsorganisationen, die deutlich machten: Vielfalt im Sport ist nicht nur Thema, sondern gelebte Praxis.
Aus Haltung wird Handlung – und aus Handlung Veränderung
Die Veranstaltung macht deutlich: Vielfalt im Sport ist kein Projekt, das man nebenbei betreibt – sie braucht klare Haltung, strategisches Denken und mutiges Handeln. Die Teilnehmenden erhielten konkrete Werkzeuge, Beispiele und Netzwerk-Kontakte, um Vielfalt im eigenen Verein oder Verband machtkritisch gestalten zu können. Dr. Peggy Bellmann, Leiterin des Ressorts Diversity im DOSB, sagt nach diesem vielfältigen Tag: „Gerade in der aktuellen Zeit wird Vielfalt oft in Frage gestellt. Woke ist nicht mehr en vogue. Aber Vielfalt ist kein Trend oder eine Mode. Vielfalt ist gelebte Realität in Deutschland – auf und neben den Sportplätzen. Damit sich alle Menschen im Sport willkommen fühlen, bedarf es eines aktiven Managements dieser Vielfalt. Mit Diversity Digital haben wir gezeigt, wie aus Haltung Handlung wird. Wir freuen uns darauf, die Impulse weiter in die Praxis zu tragen – und stehen unterstützend und beratend zur Verfügung."
Das sind die wichtigsten Themen auf der Mitgliederversammlung 2025
DOSB-Ziele 2035
Mit den DOSB-Zielen 2035 wird ein wichtiger nächster Schritt in der strategischen Weiterentwicklung des DOSB vollzogen. Selbstkritisch wurde im Zuge der Überprüfung und Reflexion der Strategie 2028 erkannt, dass es bislang an klaren, messbaren Zielen fehlte, um die tatsächliche Wirksamkeit des DOSB und seiner Mitgliedsorganisationen transparent zu erfassen. Die neue Zielstruktur greift diese Lücke auf und schafft mit sechs kompakten, quantifizierten Zielen eine Grundlage für evidenzbasierte Steuerung und nachvollziehbare Fortschrittsmessung. Die Zielstruktur „DOSB-Ziele 2035“ bietet Fokus und Handlungsklarheit – sowohl intern als auch extern – und stärkt damit die strategische Orientierung des DOSB als Dachorganisation des organisierten Sports. Zugleich bleibt das Leitbild des DOSB unverändert bestehen und die Strategie 2028 behält ihre Gültigkeit. Beide werden durch die neue Zielarchitektur präzisiert und auf ihre langfristige Wirksamkeit hin ausgerichtet. Mit der Einführung dieser Zielstruktur bekräftigt der DOSB seine „License to operate“ – seine gesellschaftliche Legitimation als zentrale Stimme des Sports in Deutschland. Durch die Verbindung von Ambition, Messbarkeit und gemeinsamer Verantwortung wird die Grundlage gelegt, um den Sport bis 2035 noch wirksamer, relevanter und zukunftsfähiger zu gestalten.
Entscheidungsweg für die Findung des nationalen Kandidaten im Bewerbungsprozess um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele
Ganz wichtig: Es wird am Samstag noch nicht über den nationalen Kandidaten abgestimmt. In diesem Jahr geht es um den Entscheidungsweg und die Einsetzung einer Evaluierungskommission. Der DOSB hat hierzu in Zusammenarbeit mit den zuständigen Gremien und dem Bund eine umfangreiche Bewertungsmatrix ausgearbeitet. Diese wurde in diversen Hintergrundgesprächen mit den vier Bewerberregionen, den olympischen Fachverbänden sowie deren Athlet*innenvertretungen und ausgewählten Medien vorgestellt. Nachdem die Bewerber bis zum 4. Juni ihre finalen Konzepte und die Antworten auf einen im Februar 2026 zu verschickenden Fragebogen eingereicht haben, werden diese Einreichungen im Juni/Juli vom DOSB unter Einbindung der olympischen Verbände und Arbeitsgruppen in den fünf Kategorien internationale Wettbewerbsfähigkeit und nationale Akzeptanz, sportfachliche und operative Eignung, Vision und Legacy, Kosten und Finanzierung sowie infrastrukturelle Sonderprojekte (nicht prüfungsrelevant) evaluiert. Anschließend überprüft und bestätigt eine Evaluierungskommission, über deren Einsetzung ebenfalls am Samstag ein Beschluss gefasst werden soll, die Ergebnisse des Evaluierungsprozesses auf die Einhaltung der vereinbarten Kriterien und ihre Nachvollziehbarkeit.. Die Abstimmung über den nationalen Kandidaten erfolgt dann auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. September in Baden-Baden.
Anpassung der Satzung und Ordnungen
Wie gewohnt gibt es einige Anträge auf Satzungsänderungen, dies sind die wichtigsten:
- Die Landessportbünde möchten die Zusammensetzung des DOSB-Präsidiums unter Paragraf 17, Abschnitt 1b von fünf auf vier Mitglieder verändern, von denen je eines aus den olympischen und nicht-olympischen Fachverbänden, den Verbänden mit besonderen Aufgaben und den LSB entsendet werden soll.
- Die Mitgliederversammlung soll alle zwei Jahre in gewohntem Format in Frankfurt am Main und in den Zwischenjahren in abgespeckter Variante mit Stimmrecht für höchstens drei Delegierte pro Mitgliedsorganisation durchgeführt werden, um Kosten für alle Beteiligten zu minimieren.
- Eine Bündelung der Stimmen auf eine/n Delegierte/n soll möglich werden.
- Organe und Gremien sollen beschlussfähig bleiben, auch wenn sie nicht vollständig besetzt sind.
Weitere Anträge
Zwei Anträge dürften das größte Interesse hervorrufen.
Zum einen soll ein neues Berechnungsmodell für die Olympiastützpunkte (OSP) beschlossen werden. Dieses wurde in Zusammenarbeit von Vertreter*innen des DOSB, der OSP und des Bundeskanzleramtes erstellt und löst das seit 2013 gültige, inzwischen veraltete DOSB-Berechnungsmodell ab. Es ermittelt den Finanzierungsbedarf der sportfachlich als erforderlich anerkannten Leistungen der OSP und berücksichtigt folgende Aspekte: Athlet*innen-zentrierte Darstellung der sportfachlichen Bedarfe an den OSP in Anlehnung an den Prüfbericht 10/2024 des Bundesrechnungshofs; die Anpassung im Hinblick auf das seit 2013 veränderte Aufgabenportfolio der OSP; die Reduktion von Unterschieden von Betreuungsleistungen im Rahmen der Grundbetreuung für Athlet*innen an unterschiedlichen Standorten; den Erhalt eines flächendeckenden OSP-Systems in Deutschland.
Zum anderen soll mit Gültigkeit vom 1. Januar 2027 an eine Vergütung des bislang ehrenamtlich arbeitenden Präsidiums beschlossen werden. So stünden bei Zustimmung künftig dem Präsidenten/der Präsidentin 2000 Euro und den Präsidiumsmitgliedern 1000 Euro monatliche Aufwandsentschädigung zu.
„Eine Win-win-Situation mit etwas mehr Win für mich!“
Was sie gedacht hat, als sie im Frühsommer im Training zum ersten Mal wieder einen Berg erklimmen musste, daran kann sich Janina Hettich-Walz genau erinnern. „Puh, das wird zäh, das war mein erstes Gefühl“, sagt die 29-Jährige vom SC Schönwald. Wer sie allerdings am vergangenen Wochenende beim Auftakt des Biathlon-Weltcups in Östersund (Schweden) in den beiden Staffeln beobachtete, darf feststellen: Die Vorbereitung mag zäh gewesen sein, aber Janina Hettich-Walz ist auf dem Level, das sie in der Saison 2023/24 auf Rang zehn im Gesamtweltcup und zu ihrer ersten (und bislang einzigen) WM-Einzelmedaille - Silber in Nove Mesto (Tschechien) - geführt hatte. „Ich bin wieder voll da“, sagt sie im Team-Deutschland-Podcast im Gespräch mit Podcast-Host Paul Burba, das an diesem Mittwoch erscheint.
Der Grund dafür, dass diese Leistungsentwicklung so besonders zu betonen ist, trägt den Namen Karlotta. Im Februar hatte Janina Hettich-Walz ihre erste Tochter zur Welt gebracht. Die Schwangerschaft war geplant und erwünscht. „Ich wollte schon länger eher früh Mutter werden, deshalb hatte das für uns Priorität, auch auf das Risiko hin, dass ich es nicht mehr zurück in den Leistungssport geschafft hätte“, sagt die Athletin. Während der Schwangerschaft vermied sie es, zu viel Austausch mit anderen Müttern zu suchen, „weil es mich eher gestresst hätte, mich dauernd mit anderen zu vergleichen. Es gibt hundert verschiedene Meinungen und Wege, wie man mit dem Thema umgehen kann, und jede Mutter muss für sich den richtigen Weg finden. Nur du selbst kennst deinen Körper und dein Kind“, sagt sie.
Zwei Wochen nach der Geburt startete sie wieder mit leichtem Training
Sechs Wochen vor und drei Wochen nach der Geburt ging in puncto Sporttreiben gar nichts bei der gebürtigen Schwarzwälderin. „Ich habe zwei Wochen nach der Entbindung wieder ganz leicht mit Radfahren und Rückbildungsgymnastik angefangen, habe anfangs sehr viel Wert auf Beckenbodenstabilisierung gelegt. Zum Glück waren sowohl die Schwangerschaft als auch die Geburt nicht besonders anstrengend, so dass sich mein Körper recht schnell wieder an Belastung gewöhnt hat“, sagt sie. Im April stand ein Langlauftraining in Norwegen auf dem Programm, ab Mai begann sie damit, gewohnte Umfänge zu absolvieren, um im Juni ins Teamtraining einsteigen zu können. Und im September holte sie bei den Deutschen Meisterschaften am Großen Arber im Bayrischen Wald auf Skirollern die Titel im Einzel und im Sprint. „Das hat mich dann doch selbst etwas überrascht“, gibt sie ehrlich zu.
Die Motivation, die Janina Hettich-Walz antreibt, ist allerdings nachvollziehbar. Nachdem sie 2022 die Olympischen Spiele in Peking (China) verpasste und sich in vier Jahren zu den Spielen in Frankreich nicht mehr im Leistungssport sieht, sind die vom 6. bis 22. Februar 2026 anstehenden Winterspiele in Norditalien „sehr wahrscheinlich meine letzte Chance, mir den Traum von einer Teilnahme an Olympischen Spielen zu erfüllen.“ Zur Qualifikation sind in der Weltcupsaison 2025/26, die an diesem Wochenende in Östersund fortgesetzt wird und vor Weihnachten noch in Hochfilzen (Österreich/8. bis 14. Dezember) und Annecy (Frankreich/15. bis 21. Dezember) Station macht, zwei Top-15- oder eine Top-8-Platzierung notwendig. „Ich arbeite jeden Tag daran, in die Form zu kommen, dass ich das schaffen kann“, sagt sie.
Ein Besuch in der Medaillenschmiede des deutschen Sports
Um die Stahltür zu öffnen, die eins der Heiligtümer des Hauses schützt, muss Ronny Hartnick, den man beileibe nicht als halbe Portion bezeichnen kann, eine Menge Kraft aufwenden. Als sie endlich zur Seite schwingt und den Blick freigibt auf einen zwölf Meter langen Tunnel, der aussieht wie eine MRT-Röhre, in die man bequem zehn Menschen auf einmal hineinschieben könnte, erfüllt ein Strahlen sein Gesicht. „In diesem Gerät haben wir den Vierer gefertigt, mit dem die deutschen Kanuten in Paris Gold gewonnen haben“, sagt er - und wirkt dabei wie ein stolzer Vater, der seine Kinder für ein Einser-Zeugnis lobt. Wie viel Herzblut und Leidenschaft in diesem von außen unscheinbaren Industriekomplex an der Tabbertstraße in Berlin-Oberschöneweide stecken - das wird in dem Moment greifbar, in dem Ronny Hartnick vor dem größten von vier Autoklaven steht und dem Besuch aus dem DOSB dessen Bedeutung näherzubringen versucht.
Der 46-Jährige ist stellvertretender Direktor und Chef der Abteilung Projektleitung im Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES). Gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig bildet der eingetragene Verein das wissenschaftliche Fundament des deutschen Hochleistungssports. Vorsitzender des gemeinsamen Trägervereins ist DOSB-Vizepräsident Prof. Dr. Martin Engelhardt, Olaf Tabor als Vorstand Leistungssport im DOSB ist ebenfalls als Vorstandsmitglied involviert. Gäbe es das FES nicht, wäre die Medaillenbilanz von Team D bei Olympischen Spielen noch dürftiger, insbesondere die Stärke im Eiskanal fußt auf dem, was an der Tabbertstraße entwickelt wird. „Bausteine für Olympiasiege“, so lautet das Motto, das die rund 90 Mitarbeitenden ihrer Arbeit vorangestellt haben. Und wer die Gelegenheit bekommt, das Institut zu besuchen, der kann sich davon überzeugen, wie intensiv dieser Leitspruch gelebt wird.
11,008 Millionen Euro kommen aus Bundesmitteln
Einen wichtigen Teil der Verantwortung dafür trägt Michael Nitsch. Der 60-Jährige, geboren in Ost-Berlin, gelernter Maschinenbauer und seit 1992 im FES tätig, ist seit sieben Jahren dessen Direktor und ein Mann, der klare Worte schätzt. „Unser Anspruch ist es, in den Sportarten, die wir betreuen, die besten Sportgeräte der Welt zu liefern“, sagt er, „dafür braucht es Weltklasse-Arbeitsbedingungen, um die wir immer aufs Neue kämpfen müssen.“ 12,564 Millionen Euro beträgt der Haushaltsetat für das laufende Jahr, davon kommen 11,008 Millionen aus Bundesmitteln. Steuergeld also, dessen Verwendung penibel kontrolliert wird. „Wenn wir unsere Leistung nicht nachweisen können, verlieren wir unsere Existenzberechtigung. Das ist die Herausforderung, der wir uns jedes Jahr aufs Neue stellen. Wir sind als eingetragener Verein nicht auf Gewinnmaximierung aus, sondern darauf, dem deutschen Sport die besten technologischen Rahmenbedingungen zu ermöglichen“, sagt er.
Auf drei Säulen fußt die Arbeit des Instituts: Entwicklung von Sportgeräten, Entwicklung von Mess- und Informationssystemen und Bereitstellung wissenschaftlicher Unterstützungsleistungen. „Nur rund zehn Prozent unseres Etats gehen in die Verwaltung und Administration unseres Instituts. Fast alles, was wir haben, stecken wir in den Sport“, sagt Michael Nitsch. Die größte Herausforderung besteht darin, Personal zu finden, das bereit ist, den Wettbewerb anzunehmen, dem sich das FES stellt. Rund 70 Prozent des Haushalts fließen in den Personaletat. Und wenn man weiß, dass die Belegschaft zu großen Teilen aus hochqualifizierten Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen, Software- und Messtechnikentwicklern sowie Metall- und Kunststoffspezialisten besteht, dann ist es leicht auszurechnen, dass diese Fachleute in der freien Wirtschaft deutlich mehr Geld verdienen könnten.
„Alle, die bei uns sind, tun das, weil es sie reizt, sich im Wettbewerb um die besten Ideen zu messen. Und auch, weil sie es spannend finden, das Team D zu unterstützen und zu dessen Erfolg beizutragen“, sagt Ronny Hartnick. Dabei helfe natürlich eine Sportbegeisterung, die viele Mitarbeitende mitbringen. „In erster Linie aber geht es darum, dass sie besessen davon sind, auf ihrem Gebiet die Besten zu sein und Technik zu entwickeln, die auch fünf Jahre später noch innovativ ist, denn das ist der Vorsprung, den wir brauchen, um Weltspitze zu sein“, sagt der gebürtige Cottbuser, der Maschinenbau studiert hat, 1998 als Schüler nach dem Abi zum Praktikum ins FES kam und seit 2005 dort fest angestellt ist.
„Noch einmal alles herausholen, was möglich ist“
Normalerweise läuft es doch so: Eine Leistungssportlerin spürt, dass sich ihre aktive Karriere dem Ende zuneigt. Sie überlegt, was der nächste Lebensabschnitt bereithalten könnte, und kommt zu dem Schluss, nun Zeit für ein Engagement in der Sportpolitik zu haben. Sie tritt also im Wettkampfbetrieb kürzer, übernimmt ein Amt, um erste Erfahrungen zu sammeln, und wenn es gut läuft, wird daraus eine Berufung, idealerweise sogar ein Beruf.
An diesem Sonnabend werden die Delegierten auf der Mitgliederversammlung des DOSB im Kap Europa in Frankfurt am Main eine Athletin verabschieden, die den umgekehrten Weg geht. Fabienne Königstein, seit 2021 als Vertreterin der Athlet*innenkommission Mitglied im DOSB-Präsidium, gibt ihr sportpolitisches Amt auf, um sich in den kommenden Jahren voll auf ihre Ziele im Langstreckenlauf zu konzentrieren. Die 33-Jährige will, nachdem sie Ende September beim Berlin-Marathon in 2:22:17 Stunden die drittbeste je von einer Deutschen gelaufenen Zeit in die Rekordliste brannte, „noch einmal alles herausholen, was möglich ist. Und dazu gehört, dass ich meinen Fokus komplett auf den Sport lege“, sagt sie.
Ein ungewöhnlicher Schritt ist das, aber er passt zu der Athletin, die zum 1. Januar von der MTG Mannheim zu Hannover 96 ins Laufteam Niedersachsen wechselt und in ihrem Leben schon häufiger von der Norm abgewichen ist. Nach einem Einser-Abitur am Ottheinrich-Gymnasium in Wiesloch und einem einjährigen Sportstipendiat in den USA studierte sie Molekularbiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum der Universität Heidelberg, schloss den Bachelor mit 1,1 und den Master mit 1,2 ab. Doch anstatt eine Karriere in der Wissenschaft anzustreben, entschied sie sich, zum Leidwesen ihrer Eltern und Großeltern, für ihren Sport. „Es war eine Herzensentscheidung“, sagt sie, „Labor macht mich einfach nicht glücklich. Gib mir ein Lehrbuch, das finde ich spannend. Aber nach einem Tag im Labor habe ich komplett schlechte Laune. Ich sehe meine Zukunft in der Sportwelt.“
Rückblick mit einer Mischung aus Stolz und Dankbarkeit
Zunächst sah es jedoch so aus, als wolle diese Sportwelt mit der gebürtigen Heidelbergerin nichts zu tun haben. Ständige Verletzungen zermürbten sie. 2019 erzwang ein Ermüdungsbruch im Fersenbein mehrere Monate Pause. 2020, nach Abschluss ihres Studiums, begann sie, sich mit sportpolitischen und in erster Linie frauenspezifischen Themen zu befassen, „weil ich spürte, dass ich abseits des Trainings eine Beschäftigung zum Ausgleich brauchte und dem Sport, der mir sehr viel gegeben hat, etwas zurückgeben wollte.“ Und als sie im August 2021 wegen eines Sehnenabrisses im Oberschenkel, der operativ behoben werden musste, erneut für ein halbes Jahr zur Untätigkeit gezwungen war, entschied sie sich für eine Kandidatur um einen Platz im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland. Sie hatte Erfolg, wurde gewählt und damit, weil dem Wunsch vieler Athlet*innen folgend beide Gremien personengleich besetzt werden sollten, auch Mitglied der Athlet*innenkommission des DOSB.
Ein Problem sieht Fabienne Königstein in der Doppelfunktion nicht, weder rückblickend noch in die Zukunft gerichtet. „Es geht in beiden Gremien um das vorrangige Ziel, die Bedingungen für Athletinnen und Athleten zu verbessern. Wenn allen klar ist, dass sie ihre Rollen den Bedürfnissen der beiden Institutionen anpassen müssen, sehe ich es eher als Vorteil an, dass die Interessenvertretung mit einer Stimme sprechen kann“, sagt sie. Die Ressentiments, die zwischen manchen Funktionsträger*innen auf beiden Seiten herrschen, könne sie weder nachvollziehen noch gutheißen. „Ich würde mir wünschen, dass man in Sportdeutschland stolz darauf ist, so starke Athletinnen und Athleten zu haben, die im engen Austausch untereinander stehen. Das, was Athleten Deutschland auszeichnet, nämlich hauptamtlich zu arbeiten und finanzielle Mittel zu haben, mit denen sich wirksam arbeiten lässt, kann eine ehrenamtliche Athlet*innenkommission im DOSB gar nicht leisten. Es ist schade, dass wir es nach wie vor nicht geschafft haben, klar zu definieren, wer welche Aufgaben übernimmt“, sagt sie.
Es ist eine Mischung aus Stolz und Dankbarkeit, mit der Fabienne Königstein auf ihr Wirken im DOSB zurückschaut. „Im aktuellen Koalitionsvertrag sind einige der Themen enthalten, für die ich mich stark gemacht habe, auch wenn ich meinen persönlichen Einfluss weder richtig einschätzen kann noch überbetonen möchte“, sagt sie. Als DOSB-Präsidiumsmitglied sei ihr wichtig gewesen, sich nicht nur für „Athletenthemen“ einzusetzen, sondern die Bandbreite der Sportpolitik zu erfassen. Für ihre persönliche Entwicklung sei die Zeit deshalb besonders lehrreich gewesen. Aus einer Musterschülerin, die sich schwer getan hat, Minderheitsmeinungen zu äußern und zu vertreten, sei ein Mensch geworden, der sich traut, für seine Meinung einzustehen und auch für die Meinungen anderer zu kämpfen. „Das Wichtigste, was ich gelernt habe: Wie mühsam und gleichzeitig wichtig es ist, Kompromisse zu schließen. Man wird niemals alle zufriedenstellen, aber man kann Lösungen finden, die alle mittragen können.“
Geschäftsführerin Claudia Wagner verlässt Deutsche Sport Marketing Ende März 2026
Die bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Spiele in Mailand Cortina 2026 und die damit verbundene Organisation und Umsetzung des Deutschen Hauses vor Ort als „Home of Team D“ werden ihre letzten, großen Events an der Spitze der Deutschen Sport Marketing (DSM) sein. Claudia Wagner, seit 2018 Geschäftsführerin der Vermarktungsagentur von Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) und Deutschem Behindertensportverband (DBS), gibt den Posten zum 31. März 2026 auf eigenen Wunsch ab, um ab 1. April 2026 eine neue Etappe auf ihrem Karriereweg zu starten.
„Wir bedauern den Weggang von Claudia Wagner sehr. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie Großes für die Deutsche Sport Marketing geleistet. Claudia Wagner hat neue Wirtschaftspartner gewonnen, innovative Formate entwickelt und das Konzept des Deutschen Hauses mit der Ausgabe in Paris 2024 auf eine neue Stufe gehoben sowie für die Fans von Team D geöffnet”, sagt Thomas Pfüller, Vorsitzender des Beirats der DSM.
Continuous Dialogue - was ist das eigentlich?
Mit der Statue Pierre de Coubertins im Rücken, im Jahr 1894 Gründer des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wurde Otto Fricke am Freitagmittag im Olympic House in Lausanne staatstragend. „Das ist ein wichtiger Tag für den DOSB, denn wir sind heute in den Continuous Dialogue mit dem IOC eingetreten“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes. Gemeinsam mit DOSB-Präsident und Delegationsleiter Thomas Weikert, den beiden IOC-Mitgliedern in Deutschland, Kim Bui und Michael Mronz, Katrin Grafarend als Leiterin des Ressorts Internationales und Stephan Brause, Leiter des Ressorts Olympiabewerbung, war Fricke in die Schweiz gereist, um auf dem Weg zu einer deutschen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Spiele den nächsten Schritt zu gehen.
Welche Bedeutung dieser hat, das kann Katrin Grafarend, die für die Weiterführung des Dialogs mit dem IOC auf hauptamtlicher Ebene verantwortlich sein wird, am besten erläutern: „Wir hatten auch bisher schon ein sehr gutes Arbeitsverhältnis mit dem IOC, aber keinen konkreten Status. Der Continuous Dialogue ist der Beginn einer noch engeren Zusammenarbeit, er vertieft den Austausch mit dem IOC auf dem Weg zur Bewerbung.“ Der Sinn hinter diesem Austausch: Das IOC wartet nicht wie früher auf das, was ihm die Kandidatenstädte an Konzepten anbieten, sondern engagiert sich aktiv darin, die Bewerbungen zu optimieren, indem es den Bewerbern aktuelle Entwicklungen spiegelt und wertvolle Informationen zur Verfügung stellt. Diese Rolle ist ein wenig vergleichbar mit jener, die der DOSB aktuell im Dialog mit den vier Bewerberregionen Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr spielt; die Rolle eines neutralen Begleiters, dem viel daran gelegen ist, das bestmögliche Konzept im Rennen um die olympische Gastgeberrolle herauszufiltern.
Staatsministerin Christiane Schenderlein mit zwei Mitarbeitenden dabei
Zunächst gab es deshalb am Freitagvormittag ein Arbeitstreffen zwischen der DOSB-Delegation und vier Mitgliedern der IOC-Abteilung „Future Olympic Host“. Darin stellte der DOSB den aktuellen Stand der Bewerbung vor mit den vier Regionen, die die IOC-Mindeststandards alle erfüllen, erläuterte die Unterstützung der Politik, die sich am 19. November mit einem Kabinettsbeschluss hinter die Bewerbung gestellt hatte, und erklärte den weiteren Weg zur Kandidatenfindung, der am 26. September 2026 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Baden-Baden schließlich zu einem Ergebnis führen soll.
Anschließend stieß zum zentralen Tagesordnungspunkt die Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Christiane Schenderlein (CDU), mit zwei Mitarbeitenden zur DOSB-Delegation hinzu, um IOC-Präsidentin Kirsty Coventry in Person von Thomas Weikert den offiziellen Brief zu übergeben, mit dem die Aufnahme des Continuous Dialogue beantragt wird. Eine mündliche Bestätigung gab es direkt, eine schriftliche wird folgen. Coventry nahm sich insgesamt zwei Stunden Zeit für den gemeinsamen Austausch. „Olympische und Paralympische Spiele nach Deutschland zu holen, ist unser wichtigstes sportpolitisches Ziel. Warum wir das wollen und dass wir an den Erfolg einer deutschen Bewerbung glauben, konnte ich der IOC-Präsidentin im persönlichen Austausch heute näher begründen“, sagte Schenderlein. Zum Abschluss des offiziellen Termins genoss die deutsche Gruppe noch eine Führung durch das Olympic House.
Austausch in Lausanne ist das Startsignal für den nächsten Schritt im Bewerbungsprozess
Durch die Agenda 2020 und Agenda 2020+5 wurden im Internationalen Olympischen Komitee umfassende Reformprozesse in Bezug auf den Bewerbungsprozess und die Durchführung Olympischer Spiele angestoßen. Der „Continuous Dialogue“ ist für den DOSB der nächste formale Schritt im reformierten Vergabeverfahren des IOC für Olympische Spiele. In dieser Phase tauschen sich nationale Bewerber mit dem IOC frühzeitig und ergebnisoffen zu Konzepten, Rahmenbedingungen sowie Erwartungen aus, ohne sich bereits auf ein bestimmtes Austragungsjahr festzulegen. Der DOSB hat die Olympischen und Paralympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 im Blick.
4. Bundesweiter Trikottag am 13. Mai 2026
Am 13. Mai 2026 sind erneut alle Sportvereinsmitglieder in Deutschland dazu aufgerufen, das Trikot, den Trainingsanzug oder das Sportoutfit ihres Heimatvereins einen Tag lang im Alltag – ob auf der Arbeit, in der Schule, in der Uni, beim Einkaufen oder unterwegs - zu tragen. Ziel der Aktion ist es, die Sichtbarkeit des Vereinssports an der Basis zu erhöhen und die Bedeutung der Sportvereine für die Gesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken.
DOSB setzt Schutzprogramm gegen Hass im Netz für Mailand Cortina 2026 fort
Das bereits in Paris erfolgreich eingesetzte KI-Moderationssystem entlastet die Athlet*innen des Team D und Team D Paralympics während der Spiele spürbar und stärkt ihre mentale Gesundheit nachhaltig.
DOSB-Präsident Thomas Weikert betont: „Wir schützen unsere Athletinnen und Athleten - klar und konsequent. Der Hass im Netz nimmt zu, und wir lassen niemanden damit allein. Mit der Fortführung unseres Hate-Speech-Filters schaffen wir sichere digitale Räume für das Team D und das Team D Paralympics und stärken gleichzeitig die mentale Gesundheit. Wer für Deutschland antritt, verdient den größtmöglichen Schutz.“
Pia Greiten, 2024 in Paris Bronzegewinnerin im Rudern mit dem deutschen Doppelvierer und seit Anfang November Vorsitzende der Athlet*innenkommission im DOSB, sagt: „Leider erleben wir, dass Athlet*innen - gerade während großer Wettkämpfe - im Netz Hass und sexualisierenden Kommentaren ausgesetzt sind. Daher begrüße ich die Möglichkeit des Hate-Speech-Filters, der ihnen zumindest während der Olympischen und Paralympischen Spiele einen gezielten Schutz vor Hasskommentaren bietet; auch wenn es bedrückend ist, dass ein solcher Schutz überhaupt notwendig ist.”
Bundesfinale der „Sterne des Sports“ am 26. Januar 2026
Beim großen Bundesfinale stehen zum 22. Mal jene Sportvereine im Mittelpunkt, die sich mit herausragendem gesellschaftlichem Engagement, innovativen Ideen oder besonderen Entwicklungsprojekten für ihren Verein stark gemacht haben.
Die Ehrung der 17 Finalisten übernimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit DOSB-Präsident Thomas Weikert sowie Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Die Preisverleihung findet ab 10.30 Uhr in der DZ BANK am Pariser Platz in Berlin statt. Alle Interessierten können das Bundesfinale im Livestream auf www.sportschau.de verfolgen.
Vinzenz Geiger kämpft mit seiner Sportart ums olympische Überleben
Der Schreck war groß, als der Deutsche Skiverband (DSV) vor drei Wochen eine Eilmeldung verschickte. Vinzenz Geiger, Gesamtweltcupsieger der Saison 2024/25 und zweimaliger Olympiasieger, hatte beim Krafttraining einen dreifachen Bänderausriss am rechten Fuß erlitten. Den Auftakt in das Weltcupjahr 2025/26, der die Nordischen Kombinierer an diesem Wochenende in die Region Ruka-Kuusamo ins finnische Lappland und eine Woche darauf nach Trondheim (Norwegen) führt, müsse der 28-Jährige definitiv auslassen, hieß es. Sofort schrillten erste Alarmglocken: Würde der Mann, der nach dem Rücktritt des langjährigen norwegischen Dominators Jarl Magnus Riiber (28) und dessen Landsmann Joergen Graabak (34) als Topfavorit in das Olympiajahr starten sollte, den Saisonhöhepunkt vom 6. bis 22. Februar in Norditalien verpassen?
Drei Wochen später kann Vinzenz Geiger im Gespräch mit dem DOSB deutliche Entwarnung geben. „Der Heilungsprozess verläuft optimal. Am vergangenen Mittwoch konnte ich nach zwei Wochen Komplettentlastung auf Krücken erstmals wieder auf Skiern stehen. Ich bin fast schmerzfrei und werde in der ersten Dezemberwoche auf die Schanze zurückkehren“, sagt er. Einen Ausfall für die Winterspiele habe er nie in Betracht gezogen. „Es hat zwar geschmerzt, als es passiert ist, aber dass Olympia in Gefahr wäre, hatte ich nicht im Kopf.“ Erst als die Diagnose feststand, habe er kurzzeitig Unruhe verspürt, „weil ich nicht wusste, wie lange man mit so einer Verletzung ausfällt. Ich habe gegoogelt und mit den behandelnden Ärzten gesprochen, dann war das Thema durch.“
Nordischer Kombination droht das Aus für die Winterspiele 2030
Das ist nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig für die deutsche Mannschaft, sondern auch, weil sich der gebürtige Oberstdorfer zu einem Wortführer im Kampf um die Zukunft seines Sports aufgeschwungen hat. Weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) der Ansicht ist, der Nordischen Kombination fehle es an Universalität - was bedeutet, dass zu wenige Nationen um Medaillen mitkämpfen und das weltweite Interesse zu gering ist -, droht der seit 1924 im Programm befindlichen Kombination aus Sprung und Langlauf 2030 das olympische Aus. „Unser Sport steht unter Beobachtung, was bedeutet, dass sich das IOC genau anschaut, wie hoch das Zuschauerinteresse sowohl live an den Strecken als auch im linearen Fernsehen und online ist“, erläutert Horst Hüttel, im DSV Sportdirektor für Skispringen und Nordische Kombination.
Vinzenz Geiger hat dazu eine klare Meinung. „Ich bin verärgert über das IOC, weil es für mich nicht nachvollziehbar ist, dass diese Diskussion geführt wird“, sagt er. Horst Hüttel hat wahrgenommen, dass im deutschen Team eine trotzige Aufbruchstimmung herrsche. „Die Mannschaft möchte mit starken Leistungen dazu beitragen, dass das IOC einsieht, wie interessant und auch beim Publikum beliebt ihre Sportart ist“, sagt er. Im Hintergrund arbeite der Weltverband FIS mit den Nationalverbänden hart daran, Überzeugungshilfe zu leisten. „Die Organisatoren der Winterspiele 2030 in Frankreich haben schon gesagt, dass sie die geplante neue Normalschanze nicht bauen werden, wenn die NoKo aus dem Programm fliegt. Das würde dann auch das Skispringen gefährden“, sagt Hüttel.
„Es darf keinen Mut mehr erfordern, über mentale Krankheiten zu sprechen“
DOSB: Was war für euch die Initialzündung dafür, euch im Bereich Mentale Gesundheit zu engagieren?
Lars Wichert: Nach dem tragischen Tod meines ehemaligen Zweierpartners Yannic Corinth, der sich 2016 unter dem Eindruck einer schweren Depression das Leben genommen hat, hatten wir alle das Gefühl, dass wir unbedingt etwas tun müssten. Wir wollten mit „Wir für Yannic“ etwas schaffen, das einerseits an ihn erinnert und andererseits hilft, mit der Krankheit Depression besser umzugehen. Als der Verein 2017 eingetragen wurde, war das Thema Mentale Gesundheit bei Weitem nicht so populär wie heute. Unser Ansatz war deshalb, mitzuhelfen, es zu enttabuisieren. Anfangs haben wir auf Breitensportveranstaltungen Aufmerksamkeit dafür geschaffen. Heute haben wir das dritte Symposium hinter uns und können sagen, dass wir eine gute Informationsbasis für alle Menschen geschaffen haben, die zu diesem Themenkomplex Wissensbedarf haben.
Léa Krüger: Lars hat mit seinem Verein den Weg dahin geebnet, dass sich Sportlerinnen und Sportler heute mehr trauen, über mentale Probleme zu sprechen. Es ist kein absolutes Tabu mehr. Aber die Strukturen im Leistungssport sind weiterhin nicht so, dass man komplett offen darüber sprechen könnte. Bei mir war es damals ähnlich. Ich habe während des Leistungssports eine Essstörung entwickelt und hatte Angst davor, mich meinem Umfeld anzuvertrauen, weil ich befürchtete, dadurch Nachteile zu bekommen. Diese Angst hat sich leider bestätigt, weil die Trainer häufig selbst überfordert sind mit dieser Thematik und unter dem Druck stehen, Leistung produzieren zu müssen. Mit der Zeit habe ich immer mehr Athletinnen und Athleten kennengelernt, die sich nicht trauten, ihre Probleme offen anzusprechen. Viele dachten, dass sie mit ihren Themen allein dastünden. Das war für mich im vergangenen Jahr der Startpunkt dafür, mit dem Rugby-Nationalspieler Ben Ellermann „Mehr als Muskeln“ zu gründen, um Abhilfe zu schaffen - zunächst, indem wir über Zoom Calls einen sicheren Raum bieten, in dem sich Betroffene und Interessierte austauschen können. Darüber sind sehr intensive Gespräche zustande gekommen, die uns gezeigt haben, wie groß dieses Thema wirklich ist.
Lars, du bist seit 2017 engagiert. Was hat sich in den vergangenen acht Jahren bewegt, wie weit seid ihr auf dem Weg der Enttabuisierung gekommen?
Lars: Was uns in die Karten gespielt hat, waren Äußerungen von sehr bekannten Sportpersönlichkeiten wie Simone Biles oder Rafael Nadal. Viele Menschen denken ja, dass berühmte und erfolgreiche Athleten keine Probleme haben könnten, weil sie doch gewinnen. Wenn dann solche Vorbilder offen über mentale Gesundheit sprechen, hat das eine Strahlkraft, die Grenzen überschreiten kann. Weiterhin gilt: Jeder Mensch muss abwägen, wie weit er sich öffnen möchte, aber niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen, wenn er sich Hilfe holt. Die Gesamtdynamik dieses Themas ist seit 2017 schon deutlich gewachsen, die Gespräche sind offener geworden und wir können die Hilfsangebote besser veranschaulichen und viel Gutes mit auf den Weg geben. Der größte Vorteil ist, dass Trainerinnen und Trainer bei uns Fortbildungspunkte bekommen können. Dadurch erreichen wir eine deutlich größere Bandbreite an Rückmeldungen.
Gesprächsangebote sind sicherlich eine gute Unterstützung, aber ernsthafte mentale Erkrankungen müssen von Fachkräften behandelt werden. Wie bindet ihr diese ein?
Léa: Bei uns war vom ersten Call an ein psychotherapeutischer Experte dabei, damit dort alles in einem gesunden und geschützten Rahmen abläuft. Der Schritt, Expertinnen und Experten einzubinden, ist absolut notwendig. Es geht dabei nicht darum, dass sich Betroffene unmittelbar öffnen müssen, aber es braucht ein Umfeld, das ihnen die Hilfe zur Seite stellt, die sie brauchen und dann auch bekommen. Einen Menschen beispielsweise aus einer Depression herauszuholen, das kann nicht Aufgabe von Teamkolleginnen oder Trainern sein, dafür braucht es Fachleute.
Lars: Wir hatten diesen Ansatz auch von Beginn an und können mittlerweile auf ein Netzwerk aus sehr erfahrenen und renommierten Therapeutinnen und Therapeuten setzen. Wenn Hilfe benötigt wird, können wir diese vermitteln.
„Das Viertelfinale sollte für uns ein Muss sein“
Wenn an diesem Mittwoch (18 Uhr) in der Porsche-Arena in Stuttgart das erste WM-Vorrundenspiel der deutschen Handballfrauen gegen Island angeworfen wird, stehen Antje Döll und Nieke Kühne im Blickpunkt. Linksaußen Döll (37) von der Sport-Union Neckarsulm führt die Auswahl von Bundestrainer Markus Gaugisch als Kapitänin an. Rückraumspielerin Kühne (21) von der HSG Blomberg-Lippe ist die jüngste Spielerin im Aufgebot. In acht Vorrundengruppen treten jeweils vier Teams gegeneinander an, nach Island warten noch Uruguay (28. November, 18.00 Uhr) und Serbien (30. November, 18.00 Uhr) auf das DHB-Team. Die besten drei Teams jeder Gruppe erreichen die Hauptrunde mit vier Sechsergruppen, die für Deutschland in Dortmund stattfände. Weiterer Spielort in Deutschland ist Trier, beim Co-Gastgeber Niederlande wird in Rotterdam und s’Hertogenbosch gespielt. Die jeweils besten zwei der vier Hauptrundengruppen stehen im Viertelfinale. Warum dessen Erreichen ein Muss ist und was sie sich vom Heimvorteil erhoffen, erläutern die beiden im Gespräch mit dem DOSB.
DOSB: Nieke, du stehst vor deinem ersten internationalen Großevent für den A-Kader. Was ist in dir vorgegangen, als du vom Bundestrainer Markus Gaugisch nominiert wurdest?
Nieke Kühne: Es war wie im Film. Ich war zu Hause in Seesen und habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, ob Markus mich wohl anrufen würde. Dann klingelte das Telefon, er war dran und wollte erst einmal mit mir über mein letztes Spiel sprechen. Ich war so aufgeregt und habe gesagt: Komm bitte zum Punkt! (lacht) Dann hat er mir mitgeteilt, dass ich zur WM eingeladen bin. Es war vorher nicht klar, dass es eine positive Nachricht werden würde, es hätte auch eine Absage sein können. Insofern war ich sehr glücklich. Mama und ich haben dann erst einmal etwas Schönes gegessen.
Antje, für dich ist es nach 2017 die zweite Heim-WM, du warst im vergangenen Jahr auch bei den Olympischen Spielen in Paris im Kader. Welchen Stellenwert hat das bevorstehende Turnier für dich?
Antje Döll: Eine Heim-WM ist das Nonplusultra. Von der Größe des Events ist Olympia zwar noch einmal ein anderes Thema als eine WM. Aber so ein Turnier im eigenen Land erleben zu können, das muss man auch genießen. Für mich persönlich wird es ein Meilenstein, weil ich die Mannschaft als Kapitänin aufs Feld führen darf.
Du bist erst im Alter von 28 Jahren ins Nationalteam gekommen, die Heim-WM 2017 war damals auch für dich dein erstes großes Turnier. Was rätst du einer jungen Spielerin wie Nieke, die das nun schon als 21-Jährige erleben darf?
Antje: Dass sie jede Minute, die sie auf dem Feld steht, ebenso genießen soll. Genauso das ganze Drumherum. Ich bin spät in die Erste Bundesliga gekommen und hatte deshalb mein Debüt in der A-Nationalmannschaft entsprechend spät. Bei der WM 2017 war ich für meine damaligen Positionen am Kreis und auf Linksaußen als Drittbesetzung dabei. Nieke wird eine wichtigere Rolle bei uns einnehmen, wir wissen, was sie kann. Für mich war klar, dass Markus sie nominieren wird.
Nieke, welche Rolle traust du dir selbst denn zu, und was sind die wichtigsten Qualitäten, die Antje ins Team einbringt?
Nieke: Ich möchte mir meine Unbekümmertheit bewahren und manche Gegnerinnen, die mich noch nicht so kennen, überraschen. Ich möchte mit meiner Schnelligkeit helfen und werde in jeder Minute Spielzeit, die ich bekomme, 100 Prozent geben. Wenn ich meine Chance kriege, gebe ich alles, egal auf welcher Position. Ich bin eine emotionale Spielerin, möchte aber noch mehr aus mir herauskommen. Zu Antje kann ich sagen, dass sie für mich als junge Spielerin eine großartige Hilfe ist, weil sie mit ihrer Erfahrung und Ruhe auf mich einwirkt. Sie ist einfach super wichtig, für mich und für das gesamte Team.
Bundesregierung bekräftigt Unterstützung für Olympiabewerbung
Die Bundesregierung steht geschlossen hinter der deutschen Bewerbung für die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele. Am Mittwoch beschloss das Bundeskabinett, bestehend aus Kanzler Friedrich Merz und den 17 Bundesministerinnen und -ministern, die Unterzeichnung einer „Politischen Vereinbarung zu einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele“. Dieses sogenannte Memorandum of Understanding soll am 4. Dezember von Merz, DOSB-Präsident Thomas Weikert, den Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Markus Söder (CSU) und Hendrik Wüst (CDU), dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Peter Tschentscher (SPD), und dem Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter (SPD), unterzeichnet werden.
„Wir freuen uns, dass die Bundesregierung mit dem heutigen Kabinettsbeschluss unterstrichen hat, dass die schon im Koalitionsvertrag verankerte Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele ihr wichtigstes sportpolitisches Ziel ist. In den kommenden Wochen werden wir gemeinsam mit der Politik weitere wichtige Schritte gehen, um unsere Kandidatur für den Zeitraum 2036 bis 2044 auf den Weg zu bringen“, sagte Thomas Weikert. Vor der Unterzeichnung der Vereinbarung steht in der kommenden Woche in Lausanne (Schweiz) die Aufnahme des „Continuous Dialogue“ mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auf dem Programm.
Christiane Schenderlein (CDU), Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt, bezeichnete in einem auf Instagram verbreiteten Video die Bewerbung als „DAS sportpolitische Ziel der Bundesregierung. Durch Olympia stärken wir unser Wir-Gefühl und senden ein Zeichen des Aufbruchs.“ Auf ihrer Website ordnet die Bundesregierung den Schritt als „Ausdruck der Geschlossenheit“ ein. Der DOSB wird auf seiner Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Frankfurt am Main über den weiteren Weg der Auswahl des nationalen Kandidaten abstimmen. Berlin, Hamburg, München und die Region Rhein-Ruhr sind im Rennen, die Entscheidung soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. September in Baden-Baden fallen.
Neues Freiwilligensurvey: Sport bleibt Vorreiter trotz sinkender Engagementquote
Sportvereine bleiben die mit Abstand beliebtesten Orte für freiwilliges Engagement in Deutschland.
Das geht aus dem neusten Deutschen Freiwilligensurvey (FWS) hervor, der im Auftrag der Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Dr. Christiane Schenderlein (CDU), erstellt wurde. Für die Studie werden seit 1999 alle fünf Jahre mehr als 27.000 Menschen in Deutschland zu ihrem freiwilligen Engagement befragt. Der 6. FWS ist am 14. November erschienen.
Wie der Sport darin abschneidet und was Sportvereine daraus lernen können, zeigen wir euch hier.
Folker Hellmunds Abschied stellte sogar die IOC-Präsidentin in den Schatten
Auf einer sportpolitischen Veranstaltung dieser Tage der neuen IOC-Präsidentin die Show zu stehlen - das muss man erst einmal schaffen. Kein Wunder also, dass dem Mann, dem dieses Kunststück gelang, am Montagabend kurzzeitig die Stimme versagte. Ob vor Rührung oder weil er sich für zu viele Glückwünsche bedanken musste, war nicht ganz klar. Aber Folker Hellmund war heiser, als er sein Team aus dem Brüsseler EU-Büro des Europäischen Olympischen Komitees (EOC) auf der Bühne für ein Erinnerungsfoto aufzustellen versuchte. „Es waren die Menschen, mit denen ich arbeiten durfte, die diesen Posten so besonders gemacht haben. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit“, sagte der 64-Jährige, nachdem er von den rund 350 geladenen Gästen bei seinem letzten offiziellen Auftritt als Büroleiter mit Standing Ovations gefeiert worden war. Ende März kommenden Jahres geht Folker Hellmund in den Ruhestand.
Anlass der Zusammenkunft in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Belgiens Hauptstadt war eigentlich der 7. Europäische Abend des Sports, und weil sich die seit Juni amtierende IOC-Präsidentin Kirsty Coventry als Ehrengast angekündigt hatte, war das Interesse an der im Zweijahresturnus stattfindenden Veranstaltung riesig. Die ehemalige Weltklasseschwimmerin aus Simbabwe, 2004 und 2008 Olympiasiegerin über 200 Meter Rücken, wusste in ihrer Keynote auch durchaus zu emotionalisieren. Als die 42-Jährige die Bedeutung des Sports herausstrich („Ich glaube, dass Sport nicht nur Leben verändert, sondern Barrieren niederreißen kann“) oder dessen Autonomie und Universalität untermauerte („Jedes unserer Mitglieder hat die gleichen Rechte, die gleiche Stimme und muss frei sein von jeglicher politischer Einflussnahme“), brandete mehrfach Applaus auf.
Anschließend bemühten sich Glenn Micallef, für den Sport zuständiger EU-Kommissar aus Malta, die ehemalige französische Sportministerin und aktuelle NOK-Präsidentin Amélie Oudéa-Castéra, der frühere Weltklasse-Tischtennisspieler Jean-Michel Saive als Präsident von Belgiens NOK und die ehemalige estnische Präsidentin Kersti Kaljulaid, mittlerweile Präsidentin des estnischen NOK, in einer interessanten, aber stellenweise langatmigen Podiumsdiskussion unter Moderation der früheren kroatischen Alpinski-Weltcupstarterin Ana Jelusic-Black, das Motto „Mehr als ein Spiel: Die Rolle des Sports in herausfordernden Zeiten“ mit Leben zu füllen. Insbesondere Oudéa-Castéra wusste mit ihrer Ehrlichkeit zu punkten, als sie das Vermächtnis der Paralympischen Spiele von Paris 2024 als enttäuschend brandmarkte, weil die kurz nach den Spielen eingesetzte neue Regierung keinen Ministerposten für Inklusion vorgesehen hatte. Die viel gelobte flächendeckende Einführung einer halben Stunde Sport an Grundschulen bezeichnete sie lediglich als einen Anfang. „Wir müssen viel weiter gehen als das“, sagte sie.
Andi Wellinger will bereit sein, wenn es wirklich zählt
Auf der Suche nach den Erfolgsgeheimnissen besonders hochdekorierter Athleten sind es oft die basalen Erkenntnisse, die überzeugen. Andreas Wellinger, zweifacher Olympiasieger im Skispringen, hat für seine Leistungsbilanz zumindest eine einleuchtende Erklärung: „Meine Leidenschaft zum Beruf machen zu können, ist ein Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß. Dem Traum des Menschen, fliegen zu können, sind wir Skispringer relativ nah. So lange ich motiviert bin und es Spaß macht, werde ich springen“, sagt der 30-Jährige im Team-D-Format „Trainingsfrei“, das zum Start der Weltcupsaison 2025/26 an diesem Freitag in Lillehammer (Norwegen) auf den Team-Deutschland-Kanälen ausgespielt wird. Und wer dem gebürtigen Traunsteiner im Interview mit Team-D-Host Konstantin Füller zuhört, der erlebt einen Mann, dem die Liebe zu seinem Sport Höhenflüge ermöglicht hat, die er manchmal selbst nicht für möglich gehalten hätte.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr hatte sich Wellinger, der am liebsten Andi genannt werden möchte, nicht zwischen Langlauf und Springen entscheiden können und war deshalb in der Nordischen Kombination gestartet. „Erst als ich einen Zwei-Minuten-Vorsprung aus dem Springen in der Loipe nicht mehr durchbringen konnte und drei Minuten nach dem Sieger ins Ziel gekommen bin, habe ich gewusst, dass ich mich aufs Skispringen konzentrieren sollte.“ Das tat er 2012-– und holte bei den Olympischen Jugendspielen in Seefeld (Österreich) direkt Gold im Mixed-Team-Wettkampf sowie Rang vier im Einzel. „Das war für mich die beste Vorbereitung für Olympia. Zwei Jahre später bei meinen ersten Winterspielen in Sotschi war ich nicht mehr so überwältigt“, sagt er.
Winterspiele 2018 in Südkorea sind Wellingers Karriere-Highlight
Wellingers Olympiageschichte startete 2014 in Russland mit Gold im Teamwettbewerb. Da war er 18 Jahre alt und stand ein Jahr vor dem Abitur. „In dem Alter als Olympiasieger nach Hause zu kommen, das ist bis heute etwas sehr Besonderes für mich“, sagt er. Dennoch sind es die Spiele von Pyeongchang vier Jahre darauf, die aus seiner langen Liste an Erfolgen herausstechen. Gold im Einzel von der Normalschanze, dazu Silber von der Großschanze und mit dem Team - „das war absolut überwältigend und das Highlight meiner Karriere!“ Dass im Skispringen nach dem Höhenrausch auch Tiefflüge drohen, erfuhr der 1,84 Meter große Athlet vom SC Ruhpolding im Jahr nach den Triumphen von Südkorea. Im Sommertraining zerschmetterte er sich im Juni 2019 das Knie. Es folgten ein Jahr Pause und zwei weitere Saisons mit großen Schwierigkeiten, die für seinen Sport notwendige Leichtigkeit zurückzugewinnen.
„Ich bin ein Bauchmensch, aber in der Phase hat mir das Instinktive gefehlt, und ich konnte nicht wirklich analysieren, was der Grund dafür war“, erinnert er sich. Kurz vor den Winterspielen 2022 in Peking erkrankte er zudem an Corona, so dass er die Reise nach China nicht antrat. „Ich hätte dort kein Faktor sein können“, sagt er. Erst ein Materialwechsel im Sommer 2022 brachte die Wende, in der Saison 2022/23 schaffte Wellinger nach sechs Jahren Wartezeit in Lake Placid (USA) wieder einen Weltcupsieg und holte bei der WM in Planica (Slowenien) Gold mit dem Mixed-Team, ebenfalls sechs Jahre nach seinem ersten WM-Triumph. Aus dieser Phase hat er einen wichtigen Glaubenssatz übernommen. „Man kann im Skispringen Erfolge nicht planen. Man muss bereit sein, seine Bestleistung abzuliefern, aber ob es dann reicht, hängt davon ab, ob man in den Flow kommt.“














